Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
Ich stand gerade mit meiner quengeligen und seit Neuestem sturköpfigen 18 Monate alten Tochter im Supermarkt an der Kasse, als mich dieser Gedanke überkam. Ich war im vierten Monat schwanger, genauer gesagt in der 16. Schwangerschaftswoche. Ich erwartete mein zweites Kind und sah vor mir mein anderes Kind, das sich schon gefährlich nah an der Schwelle zur Trotzphase befand. Die Kleine war noch zu jung, um zu verstehen, warum Mama häufiger müde und schlecht gelaunt war. Sie selbst hatte noch nicht ganz überwunden, abends nun nicht mehr an Mama gekuschelt gestillt zu werden, und machte, wenn es Schlafenszeit war, jedes Mal so einen Aufstand, dass sie letztlich in meinem Bett schlafen durfte.
Ich konnte nur noch daran denken, dass ich bald ein Baby UND ein zweijähriges Mädchen zu versorgen haben würde, das immer noch dachte, die Welt drehe sich nur um sie. Wie sollte ich bloß mit beiden Kindern fertig werden? Wie würde meine Tochter, die ihr ganzes Leben lang ein Einzelkind gewesen war, damit zurechtkommen, dass Mama plötzlich nicht mehr nur noch für sie da war? Und wie in aller Welt sollte ich sowohl ihren als auch meinen Bedürfnissen mit Fortschreiten der Schwangerschaft gerecht werden?
Das Schöne an der ersten Schwangerschaft ist ja unter anderem, dass man sich noch voll und ganz auf sich selbst konzentrieren kann und sich nicht rund um die Uhr um ein anderes Kind kümmern muss. Ist man müde, legt man sich einfach hin, fertig. Es ist alles noch sehr ruhig und geordnet und man freut sich einfach darauf, zum ersten Mal Mutter zu werden. An Schuldgefühle ist hier überhaupt nicht zu denken.
Die zweite Schwangerschaft verlangt einem körperlich und geistig sehr viel Energie ab, egal wie lange die erste schon zurückliegt. Der Traum von einer großen Familie oder zumindest mehr als einem Kind bedeutet eben auch für das größere Kind, mitzuerleben, dass Mama schwanger ist. Und versuchen Sie mal, sehr jungen Kindern zu vermitteln, dass da ein Baby in Mamas Bauch heranwächst …
Dank meiner Erfahrungen als Schwangere mit Kleinkind habe ich aber doch ein paar Ratschläge, wie Sie sich und dem oder den großen Geschwisterchen das Leben leichter machen können:
- Vergessen Sie Schuldgefühle! Ihr Einzelkind ist bald kein Einzelkind mehr und wird lernen müssen, zu teilen, aber ein großer Bruder oder eine große Schwester zu sein wird sein Leben auch enorm bereichern. Selbst, wenn Ihr Kind keine Lust auf ein Geschwisterchen hat oder wegen der Schwangerschaft bockig ist, geht auch das irgendwann vorüber. Lassen Sie sich bei der Erziehung bloß nicht von irgendwelchen Schuldgefühlen leiten – Sie tun Ihrem Kind damit keinen Gefallen.
- Ruhen auch Sie sich aus, wenn Ihr Kind ein Schläfchen macht. Widerstehen Sie der Versuchung, Dinge zu erledigen, wenn Ihr Kind gerade mal schläft, und gönnen Sie auch Ihrem Körper und Geist während dieser Zeit die gerade jetzt so dringend benötigte Erholung.
- Beziehen Sie Ihr Kleinkind mit ein. Sprechen Sie viel über das Geschwisterchen und darüber, wie toll es sein wird, ein großer Bruder oder eine große Schwester zu sein. Übertreiben Sie ruhig, wenn Sie Ihrem Kind erzählen, dass es ja bald das ältere Geschwisterchen sein wird und was für eine wichtige Rolle das ist. Lassen Sie Ihr Kleinkind aktiv teilhaben. Fragen Sie es nach seiner Meinung, lassen Sie es etwas Schönes für das Baby basteln oder vielleicht beim Herrichten des Kinderzimmers für den Neuankömmling helfen.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kleinkind bei all der Aufregung um die erneute Schwangerschaft und das Baby auch von anderen nicht vernachlässigt wird. Der Neuankömmling wird zwangsläufig im Fokus stehen, aber Ihr Kleinkind darf nicht das Gefühl bekommen, dass sich niemand mehr für es interessiert. Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit der anderen auch immer wieder auf Ihr Kleinkind zu lenken.
- Scheuen Sie sich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, als Mutter immer alles unter einen Hut kriegen zu müssen oder alles alleine schaffen zu wollen. Das ist unnötiger Druck, den Sie sich nicht zu machen brauchen. Sie werden überrascht sein, wie viele Leute Sie unterstützen, wenn Sie sie nur darum bitten.
- Gewöhnen Sie Ihr Kind rechtzeitig daran, eine Weile von Ihnen getrennt zu sein. Finden Sie Familienmitglieder oder Freunde, die sich um Ihr Kind kümmern, während Sie für die Geburt des Babys im Krankenhaus sind, und vergewissern Sie sich, dass Ihr Kleinkind sich bei ihnen wohlfühlt. Besprechen Sie den Ablauf am Tag der Geburt rechtzeitig mit den Personen, die während dieser Zeit auf Ihr Kleinkind aufpassen werden, und erklären Sie auch dem Kind selbst, was passiert, damit es keine Angst hat. Sollte Ihr Kind Probleme damit haben, woanders zu schlafen, können Sie Freunde oder Angehörige auch zu sich nach Hause kommen lassen, um in der vertrauten Umgebung auf Ihr Kind aufzupassen.
- Behalten Sie tägliche Rituale bei. Gerade Kleinkinder brauchen feste Rituale und einen geregelten Tagesablauf, um emotionale Sicherheit zu erlangen und sich normal zu verhalten. Versuchen Sie, so lange wie möglich keine allzu großen Veränderungen vorzunehmen, selbst nach der Geburt des Geschwisterchens.
- Bleiben Sie flexibel. Natürlich verändert sich mit dem zweiten Kind vieles und es wird nicht alles nach Plan verlaufen. Hören Sie einfach auf Ihre innere Stimme und vertrauen Sie Ihrer Intuition.
- Und vergessen Sie nicht, dass Ihr Kleinkind sich an diese Zeit erinnern wird, das Neugeborene allerdings nicht. Planen Sie auch Zeit mit ein, die Sie nur mit Ihrem älteren Kind verbringen. Geben Sie ihm das Gefühl, auch weiterhin etwas ganz Besonderes zu sein.
Meist machen wir uns viel zu viele Gedanken und malen uns alles viel schlimmer aus, als es letztlich kommt. Wenn mich meine Erfahrung eines gelehrt hat, dann, dass mit der Zeit alles besser wird.
Wie geht Ihr Kleinkind mit Mamas Schwangerschaft um? Freut es sich auf das Geschwisterchen oder überwiegt die Eifersucht?
Geschrieben von Stef, Mutter von 4 @Momspirational
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