Kann Technologie Nähe ersetzen?

Nach einem Kaiserschnitt kann es eine ganze Weile dauern, bis eine Mutter den Mut und die Kraft findet, sich selbstständig zu bewegen. Solange es Ihrem Baby gut geht und sie es daher bei sich haben kann, sollte dieses Problem jedoch nicht so dramatisch erscheinen. In seltenen Fällen muss ein Baby jedoch noch auf der Intensivstation betreut werden. Aus diesem Grund haben einige Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten sich etwas Neues einfallen lassen: Beim Baby befindet sich ein Tablet und die Mutter selbst erhält ein Weiteres. Sie kann so mit Ihrem Kind oder dessen Betreuern kommunizieren.

Ein Mediziner, der das erste derartige Projekt geleitet hatte, gab an, dass sich bis zu 30 % der Frauen nach einem Kaiserschnitt erst innerhalb von 24-48 Stunden dazu fähig fühlen würden, ihr Kind zu besuchen. Seine Lösung war es, einmal alle 12 Stunden eine dieser Videokonferenzen zu ermöglichen, um der Mutter Ängste zu nehmen. Aber bringt das wirklich etwas? Alle 12 Stunden einmal reinschauen? Sicher ist es besser, als das Kind gar nicht zu sehen, und es ist immer schön, auch seltenen Fällen Erleichterung zu bringen, aber wird hier nicht durch etwas kreative Zahlen ein falscher Ansatz gerechtfertigt?

Gute Statistiken zu Kaiserschnitten finde ich leider nicht, aber meine eigenen Schätzungen weichen nicht nur deutlich davon ab, von diesen 30 % der Frauen wären in Deutschland die meisten gleich mit ihrem Kind auf einem Zimmer. Selbst wenn das Kind eine intensivere Versorgung benötigt, gibt es in einigen Krankenhäusern gemeinsame Unterbringung in der Neugeborenenintensivstation.

48 Stunden lang nur im Bett liegen? Dafür müsste es schon einen extrem seltenen Grund geben. Im Normalfall sollte es Frauen wenige Stunden nach einem Kaiserschnitt möglich sein, erste Gehversuche zu machen, und man wird Sie definitiv dazu motivieren. Aber selbst wenn Sie noch nicht hinüberspazieren können, wird man Sie in einem Rollstuhl zu Ihrem Kind bringen können. Und das liegt in allen Krankenhäusern mit Neugeborenenintensivstationen, die ich finden kann, direkt um die Ecke und nicht im anderen Stockwerk oder Gebäude, wie es in Amerika der Fall zu sein scheint.

Sie sehen also schon, bei all der technischen Fortschrittlichkeit gehen einige grundsätzliche Konzepte schnell verloren. Hätte man die Kosten für einen Haufen Tablets nicht für eine direkte Kontaktmöglichkeit ausgeben können? Können die Krankenschwestern, die alle 12 Stunden eine Videokonferenz halten sollen, nicht ein paar Minuten mit einer Mutter im Rollstuhl oder notfalls im Krankenbett herumfahren?

Wie gesagt, es gibt immer besondere Ausnahmefälle, und wenn diesen Müttern geholfen wird, ist das eine schöne Sache, denn jede Mutter sollte so viel Kontakt mit ihrem Neugeborenen haben, wie nur möglich. Doch diese Technik birgt auch die Gefahr, anderen Frauen das Gefühl zu geben, dass es ja vollkommen normal wäre, noch im Bett zu bleiben, und das ist wirklich nicht sinnvoll.

Was meinen Sie? Habe ich das Ganze etwas zu zynisch betrachtet? Konnten Sie Ihr Kind nicht genug sehen und hätten es gerne auf dem Display gehabt?

von Philipp, einem technologiebegeisterten Vater, der Grenzen im Fortschritt für nötig hält, wenn es am Ende doch nur ein Rückschritt ist, basierend auf dem Eintrag von Fiona

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