Das umweltbewusste Kinderzimmer

Wenn man neues Leben in die Welt setzt, kommen oft Gedanken über deren Zustand auf. In vielen werdenden Eltern erweckt es einen Idealismus, die Welt irgendwie zu verbessern und die eigenen schädigenden Einflüsse zu verringern.

Gleichzeitig hören wir immer mehr über Schadstoffe und die potenziellen Gefahren, chronischen Erkrankungen und schwindender Zeugungsfähigkeit aufgrund von Weichmachern, die aus Bodenbelägen und Spielzeugen austreten. Dabei stelle ich immer wieder fest: Die meisten Leute begreifen kaum, was die Gefahren sind, sondern hören nur Stichwörter wie PVC, Weichmacher, BPA und denken oft, dies ist gleichbedeutend mit Plastik = schlecht, Naturstoffe = gut. So schön, wie das auch wäre, ist es leider oft nicht so. Holzspielzeug ist häufig mit schädlichen Farben lakiert, die sich ablösen können; ganz anderes als die Farbe im kaum zersetzbaren und allgemein als unschädlich erachteten ABS-Plastik. Das Naturgeschirr aus Reis beinhaltet manchmal heimlich doch Melamin und gibt dieses möglicherweise sogar leichter ab als das eigentliche Plastikgeschirr.

Auch die Umwelteinflüsse in der Produktion sind nicht immer so klar nachvollziehbar, wie man denkt. Für die typische Baumwollproduktion werden z. B. unheimliche Mengen an Wasser verschwendet und zur Reinigung einiger Naturfasern müssen Chemikalien in die Umwelt freigesetzt werden. Die Herstellungsverfahren für Kunstfasern fallen allgemein schädlicher aus, umgehen aber einige der problematischen Schritte, die sonst nötig wären.

Es gibt also viele Themen, in die man sich hineinlesen kann, wenn man es wirklich ernst nimmt. Doch meist hat man einfach nicht die Zeit dafür. Was kann man also tun, um im Kinderzimmer wenigstens einen kleinen Schritt in Richtung der besseren Welt zu machen?

Die Raumluft

Vor allem Babys nehmen die Raumluftbelastung oft wahr und weinen, während wir uns darüber den Kopf zerbrechen, was denn nun falsch ist. Es gibt eigentlich keine unbelastete Raumluft, aber gerade eine frische Einrichtung für das Kind birgt gewisse Risiken.

  • Neue Möbel: Egal, ob sie unbehandelte oder natürlich geölte Möbel ins Zimmer stellen wollen, tun Sie es möglichst Wochen vor der Geburt. Holz dünstet immer gewisse Stoffe aus, die nicht unbedingt schädlich sind, aber zu einer deutlichen Geruchsbelästigung führen können.
  • Bodenbeläge: Vermutlich wollen Sie nicht den bestehenden Teppichboden rausreißen. Aber wenn Sie einen neuen Bodenbelag in Erwägung ziehen, sollten sie sich zwei Sachen zu Herzen nehmen. 1. Lassen Sie den alten Belag von jemand anderem herausreißen. Zerfallende Klebstofflagen oder Teppichschichten können giftigen Staub verbreiten. Und wirklich am Boden rumkriechen, sollten Sie eh nicht. 2. Achten Sie genau auf den Bodenbelag. Es gibt inzwischen Kunstbeläge, die weichmacherfrei sind, aber auf der sicheren Seite sind sie bei Holz oder Kork. Vor allem Kork ist der ideale Boden für Kinderzimmer, da er weich, widerstandsfähig und richtig versiegelt sogar sehr feuchtigkeitsresistent ist.
  • Wandfarben: Auch hier muss gut ausgelüftet werden, bevor das Baby da ist. Lassen Sie sich also nicht zu viel Zeit. Bei den Farben können Sie zu speziellen Ökofarben greifen, aber auch viele der allgemeinen Wandfarben haben heutzutage hohe Qualitätsstandards. Wenn Sie eine Tapete anbringen wollen, sollten Sie sich genau informieren, denn fast alles, was mit Farben und Struktur kommt, ist voller Stoffe, die in die Raumluft übergehen. Greifen Sie in diesem Fall lieber zu Raufaser als zu Vlies.

Einige Stoffe dünsten übrigens aus, bis Ihr Kind auf die Uni geht, aber die größten Mengen treten meist graduell in den ersten Wochen aus. Dennoch kann es manchmal sinnvoller sein, nicht zu viel Neues einzuführen. Das kommt auch der Natur zugute.

Die Möbel

  • Wenn Sie die Natur schonen wollen, macht es Sinn, alte Möbel wiederzuverwenden. Kaufen Sie gebrauchte Möbel oder übernehmen Sie etwas, was bei Bekannten oder Eltern im Keller steht. Wenn Sie neue Möbel kaufen, bevorzugen Sie Massivholzmöbel. Diese müssen nicht zwangsweise teurer sein als Schichtholz- oder Plastikmöbel.
  • Eine Ledercouch ist nicht unbedingt weniger schädlich als eine mit Kunstfaserbezug. Bei Leder verhält es sich sogar oft andersherum, da zum Gerben viele schädliche Stoffe eingesetzt werden können.
  • Bei den Matratzen und anderen Stoffteilen sollten Sie auf Ökosiegel wie OEKO-TEX® und GOTS achten.
  • Bei Wickelunterlagen sollten Sie besonders gut aufpassen. In diesem Bereich haben aktuelle Tests erschreckende Ergebnisse gehabt. Und bedenken Sie, dass ein Handtuch auf der belasteten Unterlage zwar die Aufnahme schädlicher Stoffe über die Haut verhindern kann, nicht jedoch vor Ausdünstungen in die Raumluft schützt.

Das Spielzeug

  • Lesen Sie am besten Testberichte, denn Spielzeuge sind einer der unzuverlässigsten Bereiche in Bezug auf Schadstoffe.
  • Allgemein ist es lobenswert, ökologische Holzspielzeuge zu bevorzugen, solange Farben und Verarbeitung eine ausreichende Qualität aufweisen.
  • Haben Ihre Eltern nicht noch etwas aus Ihrer Kindheit im Keller? Wenn alte Sachen noch nicht am Zerfallen sind und keine offensichtlichen Gefahren aufweisen (damals waren die Sicherheitsstandards deutlich geringer), gibt es vermutlich keinen Grund, es nicht weiterverwenden zu lassen.
  • Plastikspielzeug ist zwar oft schlechter. Muss es aber nicht immer sein. Der wirkliche Schaden für die Umwelt entsteht durch Müll, doch wenn Sie qualitativ hochwertiges Plastikspielzeug wählen, das Ihre Enkel noch verwenden können, richten Sie damit weniger Schaden an, als mit vergleichsweise günstigem Holzspielzeug.
  • Weniger ist mehr. Auch wenn es Sie freut, Ihr Kind begeistert mit einem neuen Spielzeug in der Hand zu sehen, manchmal ist es viel schöner, in einem alten Pappkarton von Papa durch die Wohnung geschoben zu werden, als einen dritten Bagger geschenkt zu bekommen.

Reinigungsmittel

Wenn Sie es schon schaffen, das Kinderzimmer möglichst umweltfreundlich und schadstoffarm zu gestalten, sollten Sie bei der Reinigung nicht nachlässig werden. Nutzen Sie möglichst Bioprodukte oder solche, die für empfindliche Personen und Allergiker geeignet sind. Lüften Sie immer gut und wischen Sie mit feuchtem Lappen nach, bevor Ihr Kind wieder in den Raum krabbelt.

Wenn man all die Möglichkeiten sieht, sein Verhalten für die Umwelt zu verbessern, ist es oft überwältigend, und man kann schon dazu neigen, zu sagen „Macht doch eh keiner, also was bringt’s?“ Die Wahrheit ist: Jedes bisschen bringt etwas, also stressen Sie sich einfach nicht, alles zu schaffen, aber nehmen Sie Ihr Kind als Anreiz, immer wieder etwas besser mit Ihrer Umwelt umzugehen und den Wert von verantwortungsvollen und reinen Produkten zu bevorzugen.

Was für Pläne haben Sie noch fürs Kinderzimmer?

von Philipp, der eine größtenteils umweltbewusste und schadstoffarme Wohnung für seine Familie gebaut hat, basierend auf dem Eintrag von Fiona

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